Verschiedenes 3

Stubensand streuen

Früher war es Brauch, dass der Fußboden dünn mit weißem Sand bestreut wurde. Vorher wurden die Dielen kräftig gescheuert, bevor der scharfe weiße Sand darauf gestreut wurde. Der Sand sollte den Straßenschmutz und die Nässe an den Schuhen aufsaugen. Dies war auch nötig, da die Straßen viel stärker verschmutzt waren als heute. Fast jedes Haus hatte ein sogenanntes Sandloch, wo der Streusand aufbewahrt wurde. Der Sand wurde von Sandgruben (Sandkuhlen) der Umgebung geholt.

Rekrutierung

Bei den Rekrutierungstagen früherer Zeiten sind die jungen Burschen der umliegenden Orte oft mit Musik nach Quedlinburg gezogen. Die Rekrutierung fand dort im "Weißen Engel, später im Schillings Theathersaal statt. Anschließend fand meist ein lustiges Treiben statt. das meiste Aufsehen sollen die Westerhäuser Rekruten erregt haben. Ihr Weg hin und zurück war immer der alte Stadtweg durch das Grüntal. Rast und Höhepunkt war am Kleinen Kamel (Kaiserklippe) auf dem Langenberg. Dann ging es weiter mit Musik voran nach Westerhausen.

Der Kleinkrieg von 1843 in Westerhausen

Die kaiserlichen Truppen hatten das Bistum Halberstadt, wozu die Grafschaft Regenstein mit dem Amt Westerhausen gehörte, besetzt. Der Kaiser machte den Erzherzog Leopold von Österreich zum Bischof. Dieser verkaufte die Grafschaft Regenstein im Mai 1843 an seinen Hofmeister (von Tättenbach). Dies geschah zum Ärger Braunschweigs, das selber Ansprüche hatte. Zwei Monate später vertrieben die protestantischen Schweden die Kaiserlichen. Die Braunschweiger witterten ihre Gelegenheit und drangen von Blankenburg mit einem Trupp Bewaffneter in Westerhausen ein. Vor den Westerhäuser Einwohnern wurde erklärt dass sie jetzt braunschweigische Untertanen wären. Das Hoheitszeichen Bischof Leopold, den kaiserlichen Adler, wurde vom Amtstor, Kirchentür, Dorfkrug und der Schäferei abgerissen. Die Folge dieses Handstreiches war ein erbitterter Federkrieg der Advokaten. Nach langem Prozess knüpfte Graf von Tättenbach, der durch die Schweden mit der Grafschaft Regenstein schon belehnt wurde, mit Braunschweig heimlich Verhandlungen an und ließ sich auch von ihnen belehnen. Diese Doppelbelehnung war auch ein Grund für einen lang andauernden Streit.

Lese-und Raffholz

In den Jahren 1843-1869 wurden dem Forstamt Thale (Rennstallforst unterstand dem Forstamt Thale) ein  Verzeichniss der armen Einwohner von Westerhausen, welche zur Sammlung von Raff-und Leseholz für jeweils ein Jahr um Erlaubnisscheine bitten, eingereicht.

Eisenbahnanschluß

Im Jahre 1897 wurde Westerhausen von der "Vereinigte Eisenbau und Betriebsgesellschaft" der Anschluss an das Eisenbahnnetz angeboten. Es sollten 100 000 Mk Aktien gezeichnet werden. Davon sollten 25 000 Mk  sofort geleistet werden. Dann hieß es, der Bahnhof würde nur etwa 1,5 km entfernt sein. Dadurch würden Mehrkosten entstehen, so dass es sich auf insgesamt 200 000 Mk belaufen würde (Die Haltestelle sollte also vorher noch weiter entfernt liegen). Die Gemeinde hat dieses aufzubringen. Ein anonymes Flugblatt gegen die Eisenbahn taucht auf. Die Eisenbahngesellschaft bedrängt die Gemeinde ständig auf eine Entscheidung. Am 11.2 1902 kommt die Absage der Eisenbahngesellschaft an Westerhausen. Man hat den Eindruck, die Eisenbahngesellschaft wollte viel Geld für wenig Leistung. Als die Westerhäuser darauf nicht eingingen, hatte die Eisenbahngesellschaft kein Interesse mehr.

Weinanbau

Auch bei Westerhausen gab es von alters her Weinanbau. Der Weinberg soll auf dem Gebiet der Zelle, nördlich von Westerhausen gelegen haben. Der Weinanbau heute ist etwas Besonderes in dieser nördlichen Gegend. Seit 1995 betreibt Mathias Kirmann hauptamtlich auf einer Fläche von 3,2 ha ein Weingut in Westerhausen. Durch geschütztes Klima, lehmig/steinigem Boden und gewollt niedrigem Ertrag, sind sehr gute Weine möglich. So wird ein großer Teil der Trauben entfernt, damit die restlichen das volle Aroma bekommen. Seine Weine erhielten mehrere Auszeichnungen. 2001 erntete er erstmals eine Trockenbeerenauslese. Sie sind eine edelsüße Rarität. Im Dezember 2002 gab es den ersten Eiswein.

Leineweber

In unserer Gegend wurde im 17./18. Jahrhundert noch viel Flachs (Leinen angebaut). Aus den Leinsamen wurde Leinöl gewonnen. Um die Flachsfasern zu gewinnen musste die Rinde mürbe gemacht werden. Deshalb legte man sie ins Wasser, um sie zu verrotten (Rottung). Dies geschah direkt im Zapfenbach oder in angelegten Seitengräben. Danach wurde der Flachs gebrochen und mit dem Hechel die spinnfähigen Fasern gewonnen. Für Westerhausen werden zwischen 1788 und 1896 etwa 26 Leineweber erwähnt.

Die erste Zeitung

In Quedlinburg erscheint die erste Zeitung 1757 im Stiel eines Anzeigeblattes. Wegen zu wenigen Abonnenten wurde sie bald eingestellt. Einem Herrn Basse gelang es dann 1820 das "Quedlinburger gemeinnützliche Wochenblatt" herauszugeben. Ab 1873 wurde dann das "Quedlinburger Kreisblatt" herausgegeben.

Das Steinkistengrab von Westerhausen

Öffnung des Steinkistengrab
Öffnung des Steinkistengrab

Das Steinkistengrab mit den dazugehörigen Rindergräbern, das von Archäologen beim Bau der B6n nordwestlich vom Königstein ausgegraben wurde, ist ein bisher einzigartiges Grabensemble in Deutschland. Das etwa 3000 Jahre alte Grab mit den Maßen 2 x 1 m und 80 cm Tiefe war mit 2 je 800 kg schweren Sandsteinplatten bedeckt. Auch die Seiten bestanden aus Steinplatten. Drinnen lag ein Skelett in Hocklage, Kopf nach Osten. Sieben Rinder, darunter 4 kräftige Stiere waren in den beiden Nebengräbern. Ihr Wert muss beträchtlich gewesen sein.

DEFA-Filme

In den Thekenbergen und den Harslebener Bergen bei Westerhausen wurden durch die staatliche Filmgesellschaft DEFA mehrere Filme gedreht, wo auch Westerhäuser Statisten bzw. Nebendarsteller beteiligt waren. Die bekanntesten Filme waren "Die fünf Patronenhülsen", gedreht 1959 und "Die Söhne der großen Bärin", gedreht 1965.

Tiergehege

Die LPG Westerhausen fing 1974 mit den Bau eines Tiergeheges für heimische Tiere an. Es dauerte nicht lange und es wurden auch exotische Tiere angeschafft. Im August 2013 ging die volle Trägerschaft für das Tiergehege auf den Förderverein Westerhausen über. Dank moderater Eintrittspreise, kostenlosem Parkplatz, schöner Lage sowie mehreren Spielplätzen auf dem Gelände wird der Tierpark gern besucht, vor allem von Familien mit Kindern. Das jährliche Tierparkfest ist sehr beliebt. Entsprechend groß ist der Andrang. Streichelzoo und ein Imbissstand sind natürlich auch vorhanden.

Salzgurken

Die Gurke war in Westerhausen eine wichtige Gemüsepflanze und die Salzgurke ein wichtiges Erzeugnis daraus. Die Westerhäuser Salzgurken hatten eine lange Tradition und waren begehrt. Die meisten Westerhäuser legten sich Gurken im Gärtopf ein. Auch die gewerbliche Produktion war seit Generationen vorhanden. Schmalzbrot mit Salzgurke war beliebt.