Gemeinde

Wappen - Siegel

Bis zum Aussterben der Regensteiner Grafen 1599 wurden Westerhäuser Urkunden mit dem Regensteiner Siegel beurkundet, da die Gemeinde kein eigenes Siegel hatte. 1670 führte Kurbrandenburg ein Amtssiegel, mit Kurhut, Kammerzepter und den 4 Geweihstangen ein. Aber kein Gemeindesiegel. Nach 1701 war dann der preußische Adler im Amtssiegel. Seit dem 19 Jahrhundert gibt es ein "Siegel der Evangel. Kirche zu Westerhausen" mit dem Gotteslamm in der Mitte. 1946-1953 hatte das Standesamt Westerhausen ein Siegel mit Landeswappen Sachsen/Anhalt. Nachdem das Standesamt nach Quedlinburg verlegt wurde, siegelte die Gemeinde bis 1990 mit dem Staatswappen der DDR und Rat der Gemeinde. Unser heutiges Wappen besteht aus dem vierbärtigen Schlüssel (Amtsgewalt), Königstein (Wahrzeichen), und der Axt (Wälder). Von 1990-1994 war es das Siegelbild der Gemeinde, wurde aber vom Land Sachsen/Anhalt nicht bestätigt. 

Amtmann in Westerhausen

Der Amtmann um 1700 war Pächter des staatlichen Gutes (Domäne). Er verwaltete den Amtsbezirk ( 5 Dörfer) und übte die Gerichtsbarkeit aus. Die Domäne war sehr profitabel. Die Einnahmen betrugen 7000 Taler. Davon 2100 Taler Brauwesen und 500 Taler Schäferei. Einnahmen kamen noch aus Fischteichen, Zentrechnungen, Mühlen, Erbzinsen, Wildbahn, Dorfkrügen und Sonderabgaben.

Abgaben und Dienste

Die historischen Abgaben der Westerhäuser Bürger teilten sich in solche an die fürstlichen Herrschaften oder das Amt und in solche wie die Gemeinde. Hier ein Beispiel :

Ein Bürger, der in Besitz von Haus und Hof war, 12 Morgen Acker, 2 Wiesen und 2 Pferde besaß, musste folgende Steuer errichten:

1) ins Amt : 1 Rauchhuhn (alle Bürger), 3 Pfg Fahrzins, 6 Gr Wiesenzins, 

2) aufs Rathaus : 3 Thaler, 9 Gr Steuer, 1 Thaler 7 Groschen 6 Pfennige Schoß (Art Vermögenssteuer), 3 Gr Wächtergeld, 

3) der Spende (Hospital) : 5 Gr Geldzins, 6 Gr Ackerzins

4) der Kirche : 21 Gr Ackerzins, 8 Gr Wiesenzins, 1 Gr dem Pfarrer, 6 Pfennige dem Custos

Drückender waren die Spann-  und Handdienste.

 

Abgabenbeispiel an Domäne bei Haus Nr 496 :

1 Groschen 3 Pf Erbenzins

1 Rauchhuhn oder 4 Groschen

20 Tage Handdienst, 2 Taler, 12 Groschen, 3 Pf

Für Garten 1 Taler, 13 Gr, 10 Pf

 

 

Westerhausen um 1791

Eine Beschreibung aus dem Jahr 1791:

Westerhausen ist ein Pfarrdorf und durch Zuzug vieler Kolonisten ansehnlich gewachsen. Es ist Sitz eines königlichen Domänen - Amtes.

1163 Einwohner, Ackerstand 126 Hufe, 1750 Schafe, 103 Pferde

 

4 Ackersleute (4 Spänner), 6 Halbspänner, 165 Kossaten und Hauslinge

3 Dorfkrüge, 3 Wassermalmühlen, 3 Schmiede, 1 Böttger

1 Chirurgus, 1 Fleischer , 6 Leinweber, 2 Maurer,

2 Rademacher (Hersteller von Räder für Wagen), 2 Tischler und 1 Zimmermann

 

 

Kirchhof/Friedhof

Der erste Kirchhof befand sich seit dem Bau der Kirche um 822 auf dem St. Stephen, als großes Areal auch dort. Als die Kirche später baufällig wurde zog sie in diesen unruhigen Zeiten in den geschützteren nördlichen Teil, wo sie noch heute steht. Auch der Kirchhof wurde dorthin verlegt. 1810 verbot Napoleon die Kirchhöfe inmitten von Ortschaften, auch aus hygienischen Gründen. Deshalb wurde er dann als Friedhof an seiner jetzigen Stelle auf den Thie verlegt.

Schulen

Pause auf den alten Schulhof an der Kirche
Pause auf den alten Schulhof an der Kirche

Im 15. Jahrhundert soll es in Westerhausen wahrscheinlich nur für wohlhabende Bauernkinder Schulunterricht gegeben haben. Ein Schulgebäude gab es aber noch nicht. Die Schulerziehung war bis ins 19. Jahrhundert immer in Händen der Kirche. Schulunterricht gab es nur im Winter. Bis 1588 musste für jedes Kind zwei Groschen pro Quartal Schulgeld bezahlt werden, dann nicht mehr. Alle Schulmeister mussten für die Gemeinde Schreibarbeiten machen und übten das Amt des Küsters (Kirchendiener, Hausmeister) aus. Er erhielt jährlich 4 Gulden und 16 Groschen. Die ersten Schulen waren Zweiklassenschulen, später Dreiklassenschulen. 1807 gab es das erste Schulgebäude ( Nr. 75 ). Um 1860 kahm dann ein zweites Schulgebäude  (Haus-Nr. 80) mit zwei Klassenräumen und einer Lehrerwohnung dazu. Nach 1960 wurde hier der Dachboden für eine Lehrerwohnung ausgebaut. 1899 dann das dritte Schulgebäude auf dem Kirchhof (alten Schulhof). Eine neue Schule mit drei Klassenräumen in der 1. Etage, einem Klassenraum im Keller und einem Werkraum wurde in den 1970 er Jahren gebaut.