Gemeinde 2 

Flamen und Holländer

Es wird stark vermutet, das Flamen und Holländer hierher kamen und den effektiven Gemüsebau

mitbrachten. Kein anderes Dorf in der Umgebung ist so erfolgreich, wie die Westerhäuser. Vor allem das Ackerstück" Flämischer Grund" das einmal trocken gelegt wurde, scheint ein Beleg zu sein. Bekannt ist, dass im Jahre 1146 flämische Siedler zur Entwässerung der See-und Sumpfgebiete ins Land gerufen wurden. Nur sieben Jahre später werden flämischen Höfe hier erstmals erwähnt. Die Höfe sind die Nummern 8, 9, 12 und 13 im Oberdorf. Der Westerhäuser Name Riekeheer ist eindeutig holländischen Ursprungs.

Mittelalterliche Wasserleitung

 So sahen die Holzröhrenleitungen aus
So sahen die Holzröhrenleitungen aus

Das Wasser des Zapfenbachs war eins so sauber, dass man es als Trinkwasser nehmen konnte. Dies änderte sich aber später durch das Anwachsen der Bevölkerung, Flachsrottung und Anderes. Zur sauberen Wasserversorgung wurde deshalb eine Holzröhrenleitung vom Zapfenbach am  Mühlenberg zum Junkernhof und weiter bis zum alten Amt verlegt. Sie waren etwa 30 cm unter der Erde und aus Eichenholz. Gefunden wurden sie 1993 beim Kanalisationsbau vor dem Haus Nr. 55. Die einzelnen Holzröhren wurden mit Eisenmuffen verbunden. . Auch beim Wasserleitungsbau hat man bei Haus-Nr. 44 und Nr. 58 Holzrohrleitungen gefunden. Diese waren aber dünner und aus Akazienholz. Durch diese älteste Wasserleitung in Westerhausen war sauberes Trinkwasser für Mensch und Tier und auch für die Amtsbrauerei gewährleistet.

Amtsbereich des Gendarm

Der Amtsbereich des Thaler Gendarm war um 1885 folgender: Thale, Friedrichsbrunn, Oberförsterei Thale, Warnstedt, Königliche Domäne Westerhausen, Gemeinde Westerhausen

Die Domäne und Gemeinde wurden getrennt aufgeführt, da sie eigenständig waren.

Feldwachen

1919 wurden Feldwachen eingeführt. Diese mussten mindestens 20 Jahre alt sein und trugen eine Waffe. Die Arbeit war nicht ungefährlich. Der Feldhüter Wollf wurde überfallen und geschlagen. Revolver, Fernglas und Rock wurden geraubt. Das Gehalt eines Feldhüters betrug 468 Mark/Jahr plus 15 Mark Kleidergeld. Für jeden Strafzettel bekam er zusätzlich 50 Pfennig.

Örtliche Einrichtungen 1980

  •  3 Gasstätten
  •  1 PGH Friseure Oberdorf 2
  •  VdGB BHG Landwaren QLB Schulstr. 87
  •  Sparkasse Nr. 312a
  •  1 Bäcker PGH Bodetal Thale Nr. 127
  •  2 HO Lebensmittel Nr.63 + 139
  •  3 Konsum Lebensmittel Nr. 265, 29, 489
  •  2 Konsum Fleischwaren Nr. 32, 134
  •  1 Kommissionshandel Schuhwaren Nr. 258
  •  Konsum Industriewaren Nr. 265
  •  Konsum Textilwaren Nr. 97
  •  Aufkaufstelle Eier Hauptstr. Nr. 311
  •  Aufkaufstelle Gemüse Haupstr. Nr. 339
  •  1 Gemüseverkauf/Kranzbinderei/Gärtnerei 267
  •  VEB Minol Tankstelle Nr. 136
  •  Staatliche Arztpraxis Nr. 528
  •  Zahnarztpraxis Nr. 312  (Schenke)
  •  Kinderkrippe Kuckkucksberg
  •  Kindergarten Kuckucksberg
  •  Rentnerclub Oberdorf Nr. 2
  •  1 Kultursaal mit 150 Plätze im Goldenen Löwen
  •  1 Bibliothek mit 3500 Bände Nr. 76

Mühlen

Westerhausen hatte drei Mühlen, die Obermühle (Unterhalb von St. Stephan), die Untermühle (Halberstädter Straße) und die obere Bruchmühle (später Ferienlager). An der Raboe (Hauptstraße) gab es eine teichähnliche Ausbreitung des Mühlgrabens von etwa 6 m. Von hier ging es weiter durch Quadersandstein. Der Bachlauf  wurde 1876 auf 100 Meter von der Raboe bis auf Höhe der Börnecker Straße/Mühlenstraße  überwölbt. Hier wurde ein Zugang geschaffen, die "Fülle". Dort konnte man Wasser entnehmen und Reinigungsarbeiten am unterirdischen Mühlgraben machen. Von der Fülle bis zur Untermühle floss das Wasser durch einen geschlagenen Gang durch den Sandsteinfelsen.

Wege und Straßen

Auf die Instandhaltung der Feldwege wurde früher viel Wert gelegt. Es wurde darauf geachtet dass die Anlieger und Ackerbesitzer vom Weg nichts reduzierten.

Bekanntmachungstafeln

1919 wurden die ersten Bekanntmachungstafeln an den Geschäftshäusern( Läden und Gaststätten) aufgestellt.

Der Preis für eine private Bekanntmachung betrug :

Aushang                     - 1 Mark

Ausruf                         - 2 Mark

Aushang und Ausruf - 3 Mark

Gemeindearchiv

Ein Teil des Westerhäuser Gemeindearchiv wurde durch die Streitereien um die Besitzverhältnisse damals nach Wolfenbüttel verschleppt. Sie befinden sich jetzt im Wolfenbütteler Staatsarchiv. Aber auch in anderen Städten befinden sich Unterlagen von Westerhausen.

Bürgermeister

Bis Mai 1945 - Wilhelm Voigtländer sen. (Nr. 225)

Ab Mai 1945 - Hermann Görlitz (Nr. 467 b) von US-Besatzern eingesetzt

18.10.1945     - Hermann Tiebe (Nr. 176) von sowjetische Besatzung eingesetzt

8.9.1946        - Wilhelm Voigtländer sen. (Nr. 225)

1948 - Hermann Strathausen (Nr. 515)

1949 - Wilhelm Voigtländer sen., Stellvertreter Hermann Strathausen

1950 - Gustav Fiedler (Nr. 495)

1950- 1955 Gerhard Slivinski (Jüngster Bürgermeister des Kreises)

1956 - Kurt Lenning, Stellvertreter Franz Schröder

1962 - Franz Schröder

1979 - Elmar Wahl, Stellvertreter Ruth Wollf

1990 - Hans Joachim Gleiniger, Stellvertreter Elmar Wahl

1994 - Eberhard Heintze, Stellvertreter Wolfgang Fessel

2019 - Eiko Franke

Kinderbetreuung

Der Postverkehr mit Westerhausen wurde am 1. 1. 1880 eingerichtet. Im Jahre 1881 wurden zum Beispiel 2934 Briefsendungen aufgegeben und 9756 sind eingegangen. Telegramme konnten noch nicht aufgegeben werden, da Westerhausen noch keinen Telegraphenapparat hatte.

Bei der einweihung der Kinderkrippe
Bei der einweihung der Kinderkrippe

1916 gab es schon Kinderbetreuung mit 1 Raum im "Goldenen Löwen" und seinem Garten. Geöffnet war dieser von 6.00 bis 19.00 Uhr. Es war wahrscheinlich ein Erntekindergarten. Die Kosten pro Woche betrugen 80 Pfennig. Erntekindergärten gab es auch von 1946-1956. Im Jahr 1952 wurde dieser in den Waldkindergarten in die Straße" Am Wald" verlegt. Der Preis war jetzt 2,50 Mark die Woche. Ein zweiter Kindergarten war im alten Rathaus. Ab 1974 wurden beide Kindergärten im neuen Kindergartengebäude am Kuckucksberg untergebracht. Drei Jahre später wurde nebenan eine Kinderkrippe eröffnet.

Kriegerdenkmal

Vor der Errichtung des Kriegerdenkmahls wurden die Kriegsteilnehmer und die Gefallenen ab den Kriegen von 1756 bis 1870 in der Kirche namentlich aufgeführt. Hinter den Namen hingen die erhaltenen Orden. Diese wurden nach 1945 gestohlen. Die feierliche Einweihung des Kriegerdenkmals, das hauptsächlich aus Spenden finanziert wurde, fand am 16.10.1921 statt. Nach der Weiherede wurde eine Urkunde, welche über die Verhältnisse im Ort berichtet, in den Grundstein mit hineingelegt. Auf drei Erinnerungstafeln waren 103 Namen von Gefallenen festgehalten aus Westerhausen. Auf der Vorderseite Stand:

                                              " Zur Ehre ihrer im Weltkrieg 1914 - 1918

                                                             gefallenen Brüdern,

                                               die dankbare Gemeinde Westerhausen."

Diese Tafel wurde später entfernt und ersetzt durch:

"Ihnen zur Ehr, Euch zur Lehr"

1996 wurde diese Tafel wieder entfernt durch den ursprünglichen Text ersetzt.

Am 17.11.1996 fand eine Ehrenvolle Einweihung der Gedenktafeln des 2. Weltkrieges statt. auch hierfür hatte man gesammelt. Es kamen 12000,-DM zusammen. Die Bronzetafeln wurden im Halbkreis angebracht. Auf der mittleren Tafel steht :

                                                                       1939 - 1945 

                              Den Gefallenen und Opfern des zweiten Weltkrieges zum Gedenken.

                                                   "Gerechtigkeit macht ein Volk groß

                                                     Aber Unrecht macht ihn Schande."

Kanalisation

1991 Wurde mit den Kanalisations-Arbeiten bei der Molkerei begonnen. Es musste hier ein 3 m tiefer Schacht im Sandstein rausgearbeitet werden. Das Beratungsbüro aus Hessen war ein Fehlgriff. Es wurde schon nach kurzer Zeit durch ein Planungsbüro aus Halle ersetzt. 1992 stockte zeitweilig die Arbeiten durch zu hohen Wasserstand. Für den 2. Bauabschnitt von der Schenke bis Ortsende nach Blankenburg wurde eine neue Bewerbung ausgeschrieben ( Leerlaufzeit). 1993 wurde eine Druckleitung vom Schützenplatz über Börnecke zum Klärwerk nach Helsungen verlegt. Die drei Pumpen in Westerhausen waren in der Steggel, Junkernhof und Moorteich.